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Verfasser: ticino1
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Antimessiah - Alles
Aristocrazia ist heute Gast bei Antimessiah, Mentor und Alleinherrscher von Totale Vernichtung.
Hallo, wie ist die Platte beim Publikum angekommen? Hast Du schon Feedbacks erhalten?
Antimessiah: Hallo! Die Platte scheint insgesamt ziemlich gut angekommen zu sein, da kann ich mich nicht beschweren. Einigen wenigen sagt der „neue“ Gesangsstil nicht zu, aber ansonsten scheint das Feedback bisher fast nur positiv zu sein.
Die Platte scheint mir von einem Grundriff beherrscht zu werden. Wie kam es dazu? Das Ganze ist ein echter Ohrwurm…
Nun, dass die gesamte Platte von einem Grundriff beherrscht wird, würde ich so nicht sagen. Der Stil ist gewiss durchgehend ziemlich konsistent, und jeder Song besteht nur aus jeweils zwei bis fünf Riffs, aber jedes Riff kommt natürlich nur in jeweils einem Song vor. Falls manche sich ähnelnd anmuten sollten, kann das an der konsequenten Stiltreue liegen, die hier fraglos eingehalten wurde.
Erzähle dem italienischen Publikum etwas über Totale Vernichtung und ein wenig über deine anderen Projekte.
Totale Vernichtung entstand im Frühjahr 2006 sehr spontan. Obwohl es in den ersten Wochen oder Monaten nicht sehr ernsthaft und ohne größere Pläne betrieben wurde, kristallisierte sich spätestens mit der ersten tatsächlichen Veröffentlichung „Feuer und Krieg“ grob der Stil heraus, der noch heute in dem Projekt vorherrschend ist. Im selben Jahr folgten drei weitere Demos, bis Totale Vernichtung Ende des Jahres aufgelöst wurde. Der Grund war unter anderem, dass das Projekt sehr ins politische Licht gerückt wurde, was zwar natürlich auch kein Wunder ist, aber eben trotzdem nicht der Wahrheit entspricht. Da man es sich auf diese Weise leider nicht besonders leicht macht, und aus diversen anderen Gründen, beendete ich das Ganze erst mal. Heute, wo es das Projekt ja wieder gibt, ist es zwar nach wie vor nicht politisch motiviert, aber es interessiert mich schließlich einen Dreck, was Leute denken.
Vicarivs Filii Dei entstand noch 2006 nach der vorläufigen Beendigung von Totale Vernichtung und schlägt musikalisch auf den ersten Blick eigentlich in eine ähnliche Kerbe. Allerdings sind es Details im Arrangement und in der Komposition, die wahrscheinlich für „Außenstehende“ schwer nachvollziehbar sind, die aber für mich nicht hinreichend zusammenpassen, um sie im gleichen Projekt zu kombinieren.
Schließlich ist Rostorchester ein gemeinsames Projekt mit Zwingherr Greif von Eisenwinter, der hier wirklich gute Texte und Gesamtkonzepte schafft.
Österreich blickt auf einer bewegten Geschichte zurück, metallisch gesehen eher weniger. Obwohl bei euch viele gute Bands angesiedelt sind, zählt das Land nicht zu den Metal-Grössen. Was sagst Du als betroffener zu meiner Aussage?
Ich gebe dir natürlich Recht, dass es ganz offensichtlich nicht zu den Metal-Größen zählt, aber ich finde auch nicht, dass wir viele gute Bands hier haben. Schon zu Heavy- und Thrash Metal-Zeiten gab es bei uns nichts Nennenswertes, im Gegensatz zu vielen anderen Ländern. Und auch Death- und Black Metal hatten hier eigentlich fast nur jeweils in den frühen Jahren einige wenige gute Sachen hervorzubringen. Aber das ist vielleicht nur meine persönliche Meinung.
Was inspiriert dich beim Komponieren und beim Texte schreiben?
Ich kann die Quellen meiner musikalischen Inspiration selten zurückverfolgen. Textlich inspirieren mich Konzepte, die bei (vielen) Menschen besonders negative Assoziationen hervorrufen.
Wenn Du heute zurückblickst, wie siehst Du deine musikalische Entwicklung, aktiv als Musiker und passiv als Hörer?
Ich bereue es etwas, dass ich in den über sechzehn Jahren, die ich nun schon Gitarre spiele, teilweise längere Pausen gemacht habe, da ich teilweise gerne mehr mit ihr anstellen würde. Ich habe so viele Ideen, die ich technisch (noch) nicht umsetzen kann. Abgesehen davon hätte ich Totale Vernichtung lieber nie auflösen sollen, glaube ich. Sonst bin ich mit der Entwicklung eigentlich zufrieden. Passiv als Hörer hatte ich, wie wahrscheinlich viele, irgendwann früher auch mal Zeiten, als ich aus heutiger Sicht ziemlichen Müll hörte.
Was möchtest Du als Musiker erreichen?
Wirklich nichts Bestimmtes.
Im Schlusswort des Reviews empfehle ich den Fans von Eisenwinter und Rostchester deine Platte. Voll am Ziel vorbeigeschossen? Wie abwegig ist meine Empfehlung?
Die Empfehlung ist meiner Einschätzung nach gar nicht abwegig, sondern sogar ziemlich treffend, und bezüglich Rostorchester auch recht naheliegend.
Ganz spontan… fünf Platten darfst Du besitzen, welche wurdest Du als unverzichtbar für dich persönlich bezeichnen und warum?
Im Moment beispielsweise:
Blasphemy – "Fallen Angel Of Doom...".
Sarcófago – "I.N.R.I."
Bestial Warlust – "Vengeance War 'Till Death"
Abhorer – "Zygotical Sabbatory Anabapt"
Sadistik Exekution – "The Magus"
Warum? Einfach weil mir die gerade am besten gefallen.
Viele möchten es nicht wahrhaben, Metal wird trotz allen Schwierigkeiten von einigen nicht metallischen Medien und Institutionen als echte Kunst angesehen; andere betrachten diese Musik nur als Ware die höchste Margen liefern muss. Wie ist deine Ansicht?
Klar ist Metal als Musik eine Form der Kunst. Aber neben manchem guten Metal gibt es trotzdem auch viel schlechten, wie es objektiv gesehen vermutlich in jeder Musikrichtung der Fall ist.
Was kannst Du uns über Totale Vernichtung und Live Auftritte sagen?
Grundsätzlich sind Live-Auftritte geplant. Allerdings muss ich dazu mehr Zeit finden und eine Live-Besetzung zusammenstellen. Wann das passiert, steht im Moment in den Sternen.
Das möchte ich jetzt wissen… Aristocrazia, weil Webzine, wird oft als minderwertig behandelt. Du, als Musiker, wie unterscheidest die verschiedene Medien und ihre Qualitäten?
Ein gedrucktes Heft mag ja unter anderem stilvoller sein und noch einige andere Vorteile haben. Aber ich bin nun wirklich keiner von denen, die sich groß an Webzines stören oder diese als irgendwie „minderwertig“ ansehen.
Was möchtest Du mit deiner Musik vermitteln? Wie sollte sich der Hörer dabei fühlen deiner Meinung nach?
Ich möchte eine vernichtende Atmosphäre vermitteln, die der Hörer möglichst auch fühlen soll.
Meiner Meinung nach befindet sich auf „Feuerbestattung“ einen Hauch „déjà-vu“ unter den einzelnen Spuren (siehe Grundriff); wie ich es in meinem Review behaupte, wird bewusst eine Idee voll ausgenützt, obwohl man etwas mehr Detail hätte einbauen können. Du hast stattdessen eine klare Linie, einfach, konsequent und deutlich, durchgezogen; die Dauer der Platte ist aber auf einer halben Stunde beschränkt. Damit wird es verhindert, dass sich Riffs ins Endlose ziehen und langweilen. Was sagst Du zu meiner Schätzung?
Es werden des Öfteren ähnliche Intervalle von Grundakkordfolgen verwendet, über denen die konkreten Riffs und Melodien allerdings vollkommen unterschiedlich sind. Mehr Details, selbst ohne dem Stil zu schaden, wären wahrscheinlich noch möglich gewesen. Dass sich Riffs ins Endlose ziehen, wird bewusst verhindert, aber das hat mit der Dauer nur bedingt etwas zu tun: Wäre diese länger ausgefallen, hätte das an weiteren neuen Riffs gelegen, und nicht an weiteren Wiederholungen der bisherigen. Schließlich war ich zufrieden mit dem Songwriting, als ich entschied, es abzuschließen.
Reine Neugier von mir… um was geht es bei „Stacheldrahtzieher“?
Um mit Starkstrom durchsetzten Stacheldraht, in dem viele ihren Tod finden, und um die Drahtzieher dieser Grausamkeit.
Letztens habe ich erlebt wie Leute im Publikum gestandene Künstler auslachten und sowieso ständig Müll auf die Bühne warfen; das Proletenpack verhielt sich beinahe wie das Partyvolk in einer Disko. Als ich vor knapp 25 Jahre die metallische Bühne betrat, kam so etwas, subjektiv betrachtet, eher weniger vor. Ich sehe solche Verhaltensweisen als ein Resultat der Verharmlosung der Szenensitten und als allgemeine Verwässerung der Metal-Kultur als solche. Wie heisst es so schön? Erziehung ist wie eine Erektion, wenn man sie hat, sieht man sie. Nach solchen Erfahrungen verlässt mich die Lust, Konzerte zu besuchen. Wie siehst Du das Phänomen?
Ich bin leider nicht in der Position, die heutige mit der damaligen Situation aus eigener Erfahrung vergleichen zu können, aber es klingt naheliegend, dass solche Verhaltensweisen die von dir genannten Ursachen haben, und das ist schade.
Was liegt dir besser, analoge oder digitale Medien, wenn es um Musik geht?
Ich finde analoge Medien konzeptuell, ästhetisch und akustisch ansprechender. Aber gute Musik ist auch digital noch gut.
Gut, andere Fragen fallen mich nicht ein. Das letzte Wort gehört dir!
Ich habe auch nichts mehr hinzuzufügen. Danke für das Interview!