lunedì 27 febbraio 2012

WACHT (deutsche version)


Infos
Verfasser: ticino1

Line-up
Steinsberg - alle Instrumente und Vocals

Wacht wurde bereits hier besprochen. Zur Erinnerung: Die Band verwendet meistens Rätoromanische Texte für ihre Lieder.

Einverstanden, es ist mir absolut egal, wenn heutige BM-ler etwas arrogant sind und sich besonders “true” fühlen. Aber wer zum Teufel hat mich überredet ein Interview mitten in einer eisigen Berglandschaft durchzuführen? Denkt aber nicht, dass dies in einem Chalet vor einem heissen Grog geschehen ist, nein: im Schnee. Ihr glaubt, dass neunzehn Grad minus angenehm seien? Gut, wenn ich wieder so einen Braten riechen würde, werde ich unter Euch „Freiwillige“ für die Aktion suchen.
Kennt Ihr Meran? Setzt die Spitze des Zeigefingers auf diesen Punkt, bewegt sie sanft nach links (kontrolliert aber zuerst, dass Norden wirklich oben liegt auf der Karte). Nach ein paar Zentimeter werdet Ihr die Schweiz und den Kanton Graubünden gefunden haben. Ich darf Euch aber nicht anvertrauen wo genau ich, heldenhaft und nur für Euch, Höllenqualen erleiden musste.

Erstens, erklären Sie unserer Leserschaft, was Rumantsch ist und was diese Sprache für Sie bedeutet.

Nun wie allgemein bekannt sein sollte, ist das die vierte Landessprache der Schweiz. Romanisch wird nur noch von einigen zehntausend Leuten gesprochen und das auch nur in bestimmten Regionen im Kanton Graubünden und unter anderem auch in Italien. Allerdings sind die Dialekte sehr verschieden. Als wir die Split mit Balest gemacht haben hatte ich einige Mühe ihre Ladinischen Texte zu verstehen. Alleine in der Schweiz werden 5 verschiedene Idiome gesprochen die sich zum Teil erheblich voneinander unterscheiden obwohl sie auf relativ kleinem Raum verteilt sind. Es kommt vor, dass man bereits im Nachbardorf welches fünf Minuten entfernt ist völlig andere Wörter benutzt.
Das Romanische weist signifikante Ähnlichkeiten zu sehr vielen Sprachen auf, was es für mich einfacher macht einzelne Wörter oder auch mehr zum Beispiel aus dem Italienischen, Spanischen, Französischen oder auch Latein zu verstehen.
Als Beispiel kann ich mal ein paar Zeilen und die deutsche Übersetzung aus dem Song „Imperi desdrüt“ (Zerstörtes Imperium) zitieren:

Ün di nö lönch davent / Ein Tag nicht weit weg
Üna visiun plain idealissem / Eine Vision voll Idealismus
Quai es nos böt / Das ist unser Ziel
Ün sömmi da satisfacziun / Ein Traum voller Genugtuung

Üna flomma in nos corp / Eine Flamme in unserem Körper
Ans mossa la senda da vita / Zeigt uns den Weg des Lebens
Existent daspö’l sdasdar / Existent seit dem Erwachen
Construi pel' eternità / Geschaffen für die Ewigkeit

Ich denke deine Leser können damit wahrscheinlich mehr anfangen als Deutsch sprechende.
Da ich im Engadin aufgewachsen bin, ist Romanisch, wie Deutsch auch, meine Muttersprache und bedeutet mir dementsprechend sehr viel. Für mich macht es keinen Unterschied ob ich einen Text in Romanisch, Deutsch oder auch Englisch schreibe. Ich denke in allen drei Sprachen und entscheide dann jeweils spontan welche die passendste Sprache ist, die zu der Grundstimmung des Textes oder des Liedes passt. Gewisse Themen eignen sich mehr in einer bestimmten Sprache behandelt zu werden. Deutsch zum Beispiel ist sehr hart und eignet sich hervorragend für Themen wie Krieg, Mord und Totschlag während Romanisch natürlich für lokale Sagen und Geschichten perfekt ist.


Wenn wir schon bei den Vorstellungen sind, erläutern Sie bitte dem italienisch sprechenden Publikum die Bedeutung von Steynsberg, oder mindestens woher dieser obskure und kalte Namen stammt.

Steinsberg ist eine Burgruine in meiner Heimat von der man einen guten Ausblick über Teile des Engadins hat. Dort sind übrigens auch die Fotos für die Freitod / Wacht Split EP entstanden.


In Ihren Songs finde ich starke norwegische Einflüsse der ersten Stunde. Was ist für Sie wichtiger, die Musik oder die Texte?

Als Musiker lege ich logischerweise sehr viel Wert auf meine Texte. Natürlich sind für mich Texte genauso wichtig wie die Musik oder die Tonträgergestaltung. Ich versuche jeweils aus diesen Elementen eine Einheit zu schaffen die sich dann als Veröffentlichung präsentiert. Texte sind eine Erweiterung dessen was ich mit meiner Musik ausdrücken will. Sie geben der Musik ein Gesicht welches natürlich dann von jedem anders interpretiert werden kann und auch wird.
Als Hörer hingegen sind mir Texte nicht so wichtig. Natürlich spielen sie eine Rolle aber schlussendlich kann ich auch Musik hören ohne die Texte zu kennen. Aber das ist von Band zu Band verschieden. Bei Musik mit starker ideologischer Prägung (wie Black Metal) sind für mich Texte natürlich sehr viel wichtiger als bei anderer Musik. Black Metal ist und bleibt mehr als nur Musik!
Interessant, dass du norwegische Einflüsse findest, abgesehen von dem ersten Burzum Album und der Aske EP sind diese Werke für mich nicht massgebend. Natürlich kenne ich sie und höre sie auch regelmässig aber ich würde das nicht meinen Haupteinfluss nennen. Den grössten Einfluss auf die frühe Musik von Wacht hat wahrscheinlich das erste Freitod Demo gehabt. Aber sonst kann ich beim besten Willen nicht sagen was mich beeinflusst hat. Denn es kann alles und gleichzeitig auch nichts sein. Die Songs entstehen halt so wie ich spiele, alles was ich kreiere trägt meinen Fingerabdruck.


Sie sind sehr tüchtig und produzieren nicht nur Wacht Platten, sind aber beinahe manisch an verschiedenen CH-BM Projekten beteiligt. Was versorgt Sie mit genügend Energie um das Ganze zu meistern?

Ich brauche verschiedene Möglichkeiten mich musikalisch aus zu drücken und deshalb auch verschiedene Projekte. Songs wie die von Hatesworn würden schlicht fehl am Platz sein wenn ich sie unter dem Namen von Wacht veröffentlichen würde. Ich finde es völlig unnötig alles zwangsläufig unter einem Hut zu pressen aber – nach etlichen Diskussionen über das Thema - das werden nicht-Musiker höchstwahrscheinlich nie verstehen können.
Da ich Black Metal als mein Leben betrachte ergibt sich das Ganze halt automatisch. Ich verbringe sämtliche mir mögliche Zeit mit diesen Dingen. Und da ich jemand bin der eher umsetzt was sich als Idee im Kopf festgesetzt hat als jemand der lange darüber redet um dann doch nichts schlaues fertig bringt sammelt sich mit den Jahren einiges an.
An dieser Stelle möchte ich aber noch erwähnen, dass ich Wacht nicht wirklich als Black Metal Band sehe. Natürlich gibt es enge musikalische Verbindungen allerdings behandle ich in meinen Texten Themen die dem klassischem Black Metal nicht zu zuordnen sind. Aber eine eigene Bezeichnung dafür zu finden erscheint mir unnötig.


Kümmern Sie sich auch um Produktion und Vertrieb mit einem Eigenlabel?

Ja ich habe mich bis jetzt bei fast allen Releases um sämtliche Details gekümmert. Ich bin eher der Typ der am liebsten alles selbst macht damit dann auch alles perfekt wird. Den Vertrieb bei grossen Produktionen überlasse ich dem Label – bis jetzt unter anderem BergStolz.
In Zukunft werde ich aber um ein bestmögliches Resultat zu erzielen gewisse Dinge wie Mix/Mastering etc. an Leute weitergeben die auch wirklich wissen was sie machen.
Trotz den grösser werdenden Auflagen und der besseren Soundqualität wird Wacht aber immer eine Underground Band bleiben. Das sind meine Wurzeln und dafür steht Wacht auch!


Was für ein Sinn sehen Sie noch in der Definition “Black Metal” im Rahmen der zweiten 2000er Dekade?

Nicht sehr viel ehrlich gesagt. Black Metal ist heutzutage mehr ein Zirkus von aufmerksamkeitsgeilen Kindern als die ernste, fanatische und irrationale Musik und Lebenseinstellung und Denkweise die ich darin sehe und lebe.
Natürlich gibt es überall einige Bands und Musiker die sich dieser Sache verschrieben haben und das dann auch konsequent durchziehen. Dem stehen aber zigtausende Witzbands und ein völlig verblödetes Metal Publikum gegenüber.


Welche sind die Meilensteine in der Existenz von Wacht?

Ein sehr wichtiger Moment war für mich der Einstieg von B.v.H. Anfang 2008 als Schlagzeuger und seit dem konstanter Wegbegleiter. Ohne seine Hilfe wäre wohl einiges ganz anders gekommen.
Die Konzert Vorbereitungen waren auch sehr wichtig. Da ich Session Mitglieder benötige um Live auftreten zu können musste ich Leute finden die das umsetzen was ich im Kopf hatte. Mit dem Line-up, das schlussendlich die 3 Konzerte im 2011 gespielt hat bin ich sehr zufrieden.
Ich denke, der wichtigste Meilenstein ist gerade jetzt, sprich die Arbeiten an einem neuen Wacht Album und die Veröffentlichung der Split mit Dunkelheit welche völlig neue Dimensionen für mein Songwriting und Aufnahmeprozess darstellt. Wir mischen auch gerade das erste Hatesworn Album. Das erste Cunfin Album ist vor einigen Tagen erschienen und ein zweites ist in Produktion.
Aber schlussendlich kann ich mich mit jeder Aufnahme die ich mache und jedem Konzert das ich spiele weiter entwickeln. So sind auch das sehr wichtige Meilensteine.


Was verbirgt sich hinter dem Credo von Wacht und seines Meisters?

Mein Leben!
Wacht ist ein Spiegel meiner innersten Seele und Gedankenwelt. Wacht ist zu hundert Prozent genau das, was ich mit meiner Person darstelle im Positiven wie wohl auch im Negativen.
In den Texten von Wacht werden Dinge bearbeitet die mich beschäftigen oder Sachen die ich fühle wenn ich durch diese Welt gehe. Man kann sämtliche Texte nicht wirklich in einem einzigen Kontext erfassen weil ich persönlich verschiedene Interessen habe. Die Texte haben sich über die letzten Jahre zwar stetig verändert aber die wichtigsten Ankerpunkte sind aber sicher Hass, Misanthropie, Tod, Destruktion und die Verabscheuung dieser Welt. Und das Engadin, was auf den ersten Blick wahrscheinlich etwas gegensätzlich erscheinen mag.
Zusammenfassend kann man sagen, dass bis und mit dem ersten Album Krieg, Tod, Zerstörung, Hass und Misanthropie ein wichtiges Thema war. Ab dem Engiadina sur tuot! Demo (welches zwar vor dem Album erschienen ist aber später aufgenommen wurde) habe ich vermehrt begonnen meine Heimat und damit den Ursprung meiner Gedankenwelt und meines Lebens mit ein zu beziehen was dann mit dem kommenden Album - welches komplett auf Romanisch aufgenommen wird - seinen Höhepunkt findet. Aber eben wie gesagt ist das nur oberflächlich und auch nicht auf alle Texte hundert prozentig zutreffend. Es ist mehr eine Mischung aus all den erwähnten Thematiken und noch mehr.
Wer mehr erfahren will soll sich einfach die Texte durchlesen oder sich die Mühe machen sie zu übersetzen.


Sagen Sie uns etwas über Ihre anderen Projekte.

Wie du schon anfangs erwähnt hast bin ich mit verschiedenen Bands sehr beschäftigt.
Neben Wacht betreibe ich noch Hatesworn als Projekt. Ich spiele auch bei Freitod und Menegroth (bisher live) mit und singe sowie texte bei Cunfin. Das ist eigentlich alles im Internet nach zu lesen falls das jemanden interessiert. Es gibt auch noch ein paar undokumentierte Sachen aber das hat natürlich seinen Grund und wird auch so bleiben.
Sämtliche Bands und Projekte sind Thematisch voneinander getrennt und weisen auch – mit Ausnahmen – nicht allzu viele Musikalische Gemeinsamkeiten auf. Wobei sich natürlich alles wieder im Black Metal findet. Rein musikalisch gesehen.
Thematisch geht es bei Hatesworn wie die ersten drei Demo Titel schon sagen um Hass, Tod und Melancholie. Ursprünglich war geplant nur einen Song mit dieser Band zu machen allerdings hat es für mich so gut funktioniert, dass ich spontan weiter gemacht habe. Ich habe mir bewusst überhaupt keine Grenzen gesetzt oder Vorgaben gemacht was ich machen kann und was nicht. Die ersten paar Songs sind dann auch sehr spontan jeweils an einem Abend entstanden und ohne grosse Vorbereitung gleich aufgenommen worden. Ich experimentiere bewusst mit neuen Instrumenten und Gesängen. Auf dem zweiten und dritten Demo habe ich Keyboards und Frauengesang eingesetzt und das Resultat ist für mich sehr gut geworden. Natürlich ist es kein kitschiges Dimmu /Cradle Gedudel. Wer Interesse hat hört am besten selbst rein. Es gibt momentan auch einen Song auf Youtube. Allgemein sind die Songs sehr langsam gehalten und meiner Meinung nach sehr stimmungsgeladen. Wie schon erwähnt wird bald das erste Album erscheinen wo die ersten drei Demos komplett neu gemischt und gemastered drauf sind sowie zwei zusätzliche Lieder was die Gesamtspielzeit auf knapp 74 Minuten steigen lässt.
Bei Cunfin werden nur romanische Texte geschrieben. Thematisch geht es wieder um die Heimat allerdings in einer mehr glorifizierenden Art als bei Wacht. Es werden auch Themen wie Gesellschaft, Demokratie oder Überbevölkerung behandelt. Cunfin behandelt die Realität mit der wir tagtäglich konfrontiert werden. Es ist ein Stinkefinger an die Welt so wie wir sie kennen und hassen.


Präsentiert sich Wacht auch auf internationalen Bühnen?

Ja wir haben im August 2011 in Ungarn an dem Inner Awakening Fest gespielt. Kameraden von dort haben ein kleines Festival auf die Beine gestellt und uns spontan eingeladen. Ich bin auch nicht abgeneigt in Zukunft wieder im Ausland oder in der Schweiz zu spielen aber momentan konzentriere ich mich auf die Aufnahmen. Es wird sich zeigen ob wieder mal eine Gelegenheit entsteht. Für die Zeit bis dahin gibt es ein paar live Videos auf Youtube welche auch auf der Wacht Homepage verlinkt sind.


Wenn Sie nur eine Möglichkeit hätten um zurück in die Zeit zu reisen, welches Zeitalter würden Sie besuchen und welche Personen würden Sie dort treffen?

Nur eine Möglichkeit würde mich überhaupt nicht befriedigen. Es gibt tausend Orte und Geschehen die ich gerne aus einer realistischen nicht verzerrten Sicht erleben würde.


Welches sind Ihre Projekte für die Zukunft?

Wie schon oben erwähnt arbeite ich momentan an dem Wacht und dem Hatesworn Album. Ich erwarte auch das zweite Cunfin Album noch dieses Jahr. Abgeschlossen sind die Aufnahmen für die Wacht / Dunkelheit (HUN) Split welche auch noch dieses Jahr erscheinen sollte. Es gibt eine Digipack CD mit drei Songs von Wacht und vier von Dunkelheit mit einer Spielzeit von knapp 55 Minuten. Gerade heute habe ich die Freitod / Wacht Split EP erhalten.
Weiter haben wir gestern einen Hatesworn Song abgeschlossen für ein Split-Tape mit Woodspirit auch aus Ungarn. Dafür habe ich drei Lieder aufgenommen. Ich arbeite diesmal und wahrscheinlich auch in Zukunft mit einem talentierten Sänger zusammen. Und bei Cunfin arbeite ich an einem Song für eine Split EP. Plus noch ein paar kleinere Sachen die dann mal veröffentlicht werden.


Fünf Schlüssel-Songs, so, spontan!

Fünf sind sehr wenig aber momentan:
Acherontas – "Blood Current Illumination"
Ignivomous – "Alchemy Of Suffering"
Нежеголь – "Хель"
Daughter Darling – "Broken Bridge"
Flagellant – "Monuments"


Was denken Sie über die sogenannte “NSBM” Szene?

Das können wir bei einem oder lieber mehreren Bierchen besprechen falls du dich wieder mal blicken lässt...


Was nervt Sie am meistens in der “Metal” Szene allgemein?

Ach eigentlich alles. Metaller sind dumme, stinkende Vollidioten die sich auf Festivals völlig daneben benehmen und das dann super toll finden. Ich finde diese ganze „wir sind doch alles Brüder“ Einstellung zum kotzen. Nur weil ich jetzt ein Shirt anhabe, das nach Metal aussieht heisst das noch lange nicht, dass ich mit jedem reden will der auch sowas hat. Ganz im Gegenteil!
Die meisten haben wie auch schon erwähnt einfach ein Aufmerksamkeitsdefizit und sind simple Fanboys die keinen Schimmer haben was es heisst ein Instrument zu spielen oder ein Album zu erschaffen, und aufzunehmen. Für die meisten ist das wahrscheinlich ein reiner Zeitvertreib um hart und cool zu sein oder eine Phase im Leben aus der man dann mal raus wächst und erwachsen wird.
Fuck off!


Meinerseits ist das schon alles. Es bleibt mir nur, Ihnen viel Glück für die Zukunft zu wünschen. Wie immer bekommt mein Gast das letzte Wort und darf sich äussern worüber er will.

Besten Dank mein Freund für das Interesse/Interview und die Zeit die du dafür aufgewendet hast und noch wirst. Wie gesagt müssen wir zusammen unbedingt wieder mal ein paar trinken.
VIVA LA GRISCHA!

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